…Einzelmerkmale zu einer Generalbehauptung vergewaltigt werden, um die Stimmung Ost gegen West aufzuheizen. Denn der Ost-Motor der AfD ist die unfähige Politik sowie der überhebliche Westen, der die gerechte Angleichung der Lebensverhältnisse immer noch ablehnt, verhindert, ja- sogar strikt verweigert. Und die Erzählung vom niedrigen Ost-Rentenniveau ist da ein gefundenes Fressen.
Vorneweg:
Es gibt definitiv Menschen in „Ost und in West“, die ihr Leben lang fleißig, gut und zuverlässig gearbeitet haben und deren Altersgeld für eine „soziale Marktwirtschaft“ beschämend ist. Darum geht es hier NICHT! Es gibt privilegierte Berufsgruppen in Alt-West, damit meine ich vornehmliche Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst, die ein durchaus respektables Altersalär erhalten. Auch um diesen Sonderstatus, den es so nur in der BRD gab, geht es hier NICHT.
Denn, das ist das Entscheidende:
Rente berechnet sich aus: 1.) Rentenpunkten und 2.) Entgelt pro Rentenpunkt
Und durch die unterschiedlichen Familien- und Sozialsystemen*1) konnten im Osten mehr Rentenpunkte angesammelt werden, woraus sich aus dem Jahresbericht der deutschen Rentenversicherung 2018 folgende Durchschnittsrente ergibt:
Neue Bundesländer |
Alte Bundesländer |
||
Männer |
1.198,00 € |
1.095,00 € |
|
Frauen |
928,00 € |
622,00 € |
*2)
Woraus abzulesen ist: Die Durchschnittsrente ist im Osten ( besonders bei Frauen) höher als im Westen.
Doch, zählen derzeit noch Tatsachen und Argumente?
Ich meine: Sollen die Menschen im Osten doch der AfD Propaganda weiterhin auf den Leim gehen und sie wählen. Menschen müssen ihre Erfahrungen machen. Und Menschen der Erfahrungen zu berauben heißt auch, sie des Lebens zu berauben. Wenn sie dann von denen irgendwann die Schnauze voll haben, wo ist das Problem? Auf den Leipziger Ring brauchen sie dann nicht mehr. Einfach das „Kreuzchen“ dann an einer anderen Stelle machen und der Spuk hat ein Ende. So einfach kann Demokratie funktionieren!
Aber eins ist auch klar: Die Demokratie der Alt-BRD ist mein zu Hause und ich werde nicht tatenlos zusehen, sollte sie der Osten zerstören oder ersetzen wollen, was ich mir im übrigen schon allein aufgrund der Mehrheitsverhältnisse nicht vorstellen kann. Natürlich, nicht alle meine Wünsche kann die agierende Demokratie erfüllen und sie hat ihre Unzulänglichkeiten, Schwächen und Fehler, aber sie hatte nie Jugendhöfe, Umerziehungsanstalten, Bautzen, STASI…….. und TOTE. An Grenzen.
Das sind m.E. nach wertvolle Gründe, gerade in einer schwierigen europäischen Gegenwart, bedachter und umsichtiger Demokratie zu leben.
*1) In der ehem. DDR waren neben allen Arbeitnehmer auch alle Selbstständige pflichtversichert, im Gegensatz zur Alt-BRD, wo dort zum großen unversicherten Selbstständigenanteil auch noch der sozialversicherungsfreie Besserverdienende hinzukam, der heute u.a. nicht selten 1000,00 bis 1200,00 Eur allein für seine Krankenversicherung aufbringen muss. Es gibt darüber hinaus weiterhin viele Unterschiede zwischen „realen und verfügbaren“ Renten, in denen nicht selten die neuen Bundesländer punkten.
*2) Quelle: https://www.auswandern-handbuch.de/durchschnittsrente-deutschland/
Ich weiß nicht, wie es sich im Osten lebt. Es muss eigentlich ganz furchtbar sein, wenn ich die Äußerungen mancher „Eingeborener“ höre. Sich schlecht behandelt zu fühlen, ist gewiss kein schönes Gefühl. Aber vielleicht ist es ja nur ein „Gefühl“? Mir ist auch nur eins wichtig: Wenn die glauben, sie könnten der Demokratie schaden, sind sie schief gewickelt. Wie du schreibst: die Mehrheitsverhältnisse sind nicht danach, dass die AfD mehr kann als den Osten politisch zu erstören und in diese fatale Richtung zu entwickeln. Wenn die Menschen dort zu dumm sind, die Vorteile der Demokratie zu sehen, ist ihnen nicht zu helfen. Aber damit fängt es leider ja an. Für viele (übrigens auch hier im Westen) leben wir nicht in einer Demokratie. Sie reißen den Mund auf und kritisieren Politiker für ihre „Nichtleistung“. Ungestraft, versteht sich. Hätten sie das doch mal im Osten gemacht.
Ich frage mich, wie nach dem 1. September die Regierungen in Brandenburg und Sachsen aussehen könnten. Nach dem, was wir heute wissen, wird keine Partei mit den Rechtsextremisten kooperieren. Aber wie sollen so Regierungsmehrheiten zustandekommen? Ob Minderheitsregierungen gerade in diesen beiden Ländern gangbar wären? Ich fürchte, das wäre ein schwieriges Unterfangen bei der Einstellung zur Demokratie.
Den intensiven Freundeskontakt zum Westen habe ich leider verloren, @Horst. Aber was ich da über Facebook/ WhatsApp so von denen lese, stimmt mich auch nicht euphorisch optimistisch. Allerdings, so kommt es bei mir an, empfinde ich dort nicht diesen hohen Grad der Aggression. Vielleicht täusche ich mich aber auch da.
Ich hallte die Menschen hier in den neuen Bundesländern nicht für dumm, sondern für zu bequem, um die Dinge zu hinterfragen, in denen die vielen „Prediger“ auf den Offenen-You-Tube Kanälen den Deutschland-Untergang prophezeien. Und die Prediger beten das „hohe Wort der Wahrheit“, wobei sie wie eine Schlange, die auf ihr nächstes Opfer lauert, jede Misslichkeit zur Verfestigung ihrer Wahrheit „ausschlachten“.
Ein torkelnder Juncker oder eine zitternde Frau Merkel werden ohne Rücksichtnahme und jeglicher menschlicher Anteilnahme auf`s hässlichste degradiert, womit dann bewiesen ist, dass Deutschland und Europa bald unregierbar ist. Das dabei Angst bei den Menschen geschürt wird ist nur zu verständlich.
Ich habe mich zu erinnern versucht, ob ich das alles auch schon, – kurz nach den Wendejahren -, so empfunden habe. Aber da taucht nichts auf.
Solche Zeiten habe ich noch nicht erlebt. Und ich weigere mich deshalb auch, denen nachzugeben, die meinen, wir lebten in der besten aller Welten, die es bisher gab. Noch mag das so sein, dass wir unser Leben genießen könnten. Dass viele es nicht tun liegt vielleicht auch daran, dass die Perspektiven so miserabel sind.
Das mit der Statistik ist spannend. Kann man das näher auffädeln?
Ich weiß im Prinzip nicht, welche Themen insgesamt die Stimmung aufheizen, wo genau man sich benachteiligt fühlt.Zwar habe ich einiges dazu gelesen und gehört, aber ich frage mich auch, wieso so lange nach dem Mauerfall dieser Mißmut kommt.
Hallo Gerhard, die Zahlen stammen aus dem offiziellen Jahresbericht der Rentenversicherung 2018, die ich als Zitat übernommen habe.
Über diesen Mißmut gibt es derzeit nur Vermutungen, Hypothesen und Theorien, nach dem Motto: Nicht genaues weiß man nicht.